Ein gut durchdachter IT-Notfallplan ist entscheidend, um schnell auf Angriffe zu reagieren, den Schaden zu begrenzen und den Betrieb so rasch wie möglich wiederherzustellen. Die zunehmende Vernetzung macht Unternehmen angreifbar. Rund sechs von zehn Cyber-Attacken richten sich gegen Mittelständler. Nicht ohne Grund – statistisch betrachtet gibt es im Mittelstand mehr Schwachstellen in der IT-Sicherheit als bei großen Konzernen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann ein Unternehmen mit einem Cyberangriff konfrontiert wird. Der Muster IT-Notfallplan enthält Vorschläge zum Umgang mit Cyber- und anderen IT-Notfällen.
Ein IT-Notfallplan ist in der heutigen vernetzten Welt ein unverzichtbares Instrument für Unternehmen, um sich gegen die steigende Bedrohung durch Cyberangriffe zu wappnen. Diese Angriffe können erhebliche finanzielle, operative und rechtliche Konsequenzen haben. Ein gut durchdachter IT-Notfallplan ist entscheidend, um schnell auf Angriffe zu reagieren, den Schaden zu begrenzen und den Betrieb so rasch wie möglich wiederherzustellen.
Rund 70 % aller erfolgreichen Hackerangriffe beginnen mit einer E‑Mail. Über Mails, die von der Hausbank, von Bewerbern, Kollegen oder Kunden zu stammen scheinen, schleusen Hacker Schadprogramme ein oder fischen Zugangs-daten ab. Die sogenannten Phishing-E-Mails werden zunehmend professioneller. Als Empfänger muss man oft schon sehr genau hinsehen, um eine gefälschte Mail von einer echten zu unterscheiden.
Ein einziger unvorsichtiger Mitarbeiter reicht schon aus, um Cyberkriminellen die Tür zum Firmennetzwerk öffnen.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat zum Notfallmanagement und zur Erstellung eines IT-Notfallplans einen Standard („200–4“) festgelegt.
Inhaltsübersicht:
1. Schritte zur Erstellung eines IT-Notfallplans
Die Erstellung eines effektiven IT-Notfallplans erfordert eine systematische Herangehensweise:
Risikobewertung und Schwachstellenanalyse:
Unternehmen müssen ihre IT-Infrastruktur gründlich analysieren, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren. Dies umfasst die Bewertung der Bedrohungslandschaft und die Ermittlung kritischer Vermögenswerte.
Definition von Notfallteams und Verantwortlichkeiten:
Die Bildung von Notfallteams mit klaren Verantwortlichkeiten ist unerlässlich. Diese Teams sollten eine breite Palette von Fachkompetenzen abdecken, um auf verschiedene Arten von Angriffen adäquat reagieren zu können.
Entwicklung von Eskalationsprozessen:
Ein klar definierter Eskalationsprozess ermöglicht eine schnelle Weitergabe von Informationen an die richtigen Entscheidungsträger. Dies beschleunigt die Reaktion und mindert potenzielle Verwirrung.
2. Sofortmaßnahmen nach einem Cyberangriff
Im Falle eines Cyberangriffs sind schnelle und gezielte Maßnahmen erforderlich. Die ersten Schritte nach der Entdeckung eines Cyberangriffs sind von entscheidender Bedeutung:
Erkennung und Bestätigung des Angriffs:
Die schnelle Identifikation eines Angriffs ist der Schlüssel zur Schadensbegrenzung. Eine gründliche Validierung stellt sicher, dass legitime Bedrohungen von Fehlalarmen unterschieden werden.
Isolierung betroffener Systeme und Netzwerke:
Die sofortige Isolierung der infizierten Systeme und Netzwerke verhindert die Ausbreitung des Angriffs und reduziert das Risiko einer weiteren Infektion.
Sicherung von Beweisen für spätere Untersuchungen:
Beweise müssen adäquat gesichert werden, um eine forensische Analyse zu ermöglichen und rechtliche Schritte vorzubereiten.
3. Kommunikation und Krisenmanagement
Effektive Kommunikation ist ein Eckpfeiler des IT-Notfallplans:
Interne und externe Kommunikation:
Alle relevanten internen Stakeholder müssen über den Angriff informiert werden, um koordinierte Maßnahmen sicherzustellen. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter für das richtige Verhalten während eines Angriffs ist von entscheidender Bedeutung. Externe Kommunikation betrifft Kunden, Lieferanten, Partner und Behörden, um Vertrauen aufrechtzuerhalten und rechtliche Anforderungen zu erfüllen.
Zusammenarbeit mit Behörden und Experten:
In schweren Fällen sollten Behörden, wie die Polizei oder Cybersicherheitsbehörden, informiert werden. Die Zusammenarbeit mit externen Cybersicherheitsexperten kann bei der Analyse des Angriffs und der Entwicklung von Lösungen hilfreich sein.
Schutz des Unternehmensrufs:
Ein angemessenes Krisenmanagement und eine transparente Kommunikation helfen, den Ruf des Unternehmens zu schützen. Kunden und Geschäftspartner müssen über die Fortschritte bei der Schadensbegrenzung informiert werden.
4. Wiederherstellungsstrategien
Die Wiederherstellung der Normalbetriebsfähigkeit ist das ultimative Ziel. Dies erfordert durchdachte Strategien:
Datensicherung und ‑wiederherstellung:
Regelmäßige Datensicherungen sind entscheidend. Ein guter IT-Notfallplan enthält klare Richtlinien zur Wiederherstellung von Daten aus Backups.
Systemrekonstruktion und ‑validierung:
Betroffene Systeme müssen überprüft und bei Bedarf neu aufgebaut werden. Die Validierung sicherheitsrelevanter Änderungen ist unerlässlich, um erneute Angriffe zu verhindern.
Schrittweise Wiederherstellung des Normalbetriebs:
Die schrittweise Wiederaufnahme des Betriebs gewährleistet eine kontrollierte und sichere Rückkehr zur Normalität.
5. Überarbeitung und Aktualisierung des IT-Notfallplans
Ein statischer Plan ist nicht ausreichend:
Regelmäßige Überprüfung und Anpassung:
Die Bedrohungslandschaft ändert sich ständig. Der IT-Notfallplan sollte regelmäßig überprüft und an neue Bedrohungen und Technologien angepasst werden.
Integration neuer Bedrohungen und Technologien:
Neue Angriffstechniken und Technologien müssen in den Plan aufgenommen werden, um die Reaktionsfähigkeit auf aktuelle Gefahren zu gewährleisten.
6. Schulung und Übungen zum IT-Notfallplan
Der Wert des Plans zeigt sich erst durch die praktische Anwendung:
Schulung von Mitarbeitern:
Alle Mitarbeiter sollten über die grundlegenden Konzepte des Notfallplans informiert sein, um angemessen reagieren zu können.
Durchführung von Notfallübungen:
Simulierte Notfallübungen helfen, die Reaktion des Unternehmens auf einen Angriff zu testen und Schwachstellen im Plan zu identifizieren.
7. Fazit zum IT-Notfallplan
Ein umfassender IT-Notfallplan ist weit mehr als nur ein Dokument – er ist eine strategische Grundlage für die Bewältigung von Cyberangriffen. Die Effektivität eines solchen Plans kann den Unterschied zwischen minimalem Schaden und verheerenden Verlusten ausmachen. Unternehmen, die sich proaktiv auf mögliche Angriffe vorbereiten, sind besser in der Lage, die Risiken zu mindern und den Betrieb schnell wieder aufzunehmen. Die fortlaufende Anpassung des IT-Notfallplans an die sich wandelnde Bedrohungslandschaft ist unerlässlich, um eine robuste Verteidigung gegenüber Cybersicherheitsrisiken aufrechtzuerhalten.
Quellen und weitere Informationen:
BKA: Bundeslagebericht Cybercrime 2022
BSI: Standard 200–4 – Notfallmanagement
TOP-12-Maßnahmen bei Cyber-Angriffen (pdf)