Effiziente Lagerbewirtschaftung: Kosten senken, Verfügbarkeit sichern

Die Lager­be­wirt­schaf­tung ist zwei­fel­los für Mode- und Beklei­dungs­her­stel­ler ein ent­schei­den­der Fak­tor, der sowohl die Beschaf­fungs- und Lager­kos­ten als auch die Kun­den­zu­frie­den­heit direkt beein­flusst. Dabei kann eine stra­te­gisch durch­dach­te Lager­ver­wal­tung nicht nur Kos­ten opti­mie­ren, son­dern gleich­zei­tig auch die Pro­dukt­ver­füg­bar­keit ver­bes­sern – was beson­ders wich­tig in einer Bran­che ist, die stark von Trends und sai­so­na­len Schwan­kun­gen geprägt wird.

1. Bestandsmanagement optimieren: Die richtige Balance finden

Eine der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen besteht dar­in, das rich­ti­ge Gleich­ge­wicht zwi­schen zu hohen und zu nied­ri­gen Lager­be­stän­den zu fin­den. Denn einer­seits bin­den Über­be­stän­de Kapi­tal, ver­ur­sa­chen unnö­ti­ge Lager­kos­ten und erhö­hen zudem das Risi­ko von Über­al­te­rung. Ande­rer­seits füh­ren zu gerin­ge Bestän­de hin­ge­gen zu Lie­fer­eng­päs­sen, wodurch sowohl Umsatz­ein­bu­ßen ent­ste­hen als auch Kun­den unzu­frie­den werden.

Um die­se Balan­ce zu fin­den, kön­nen fol­gen­de Stra­te­gien helfen:

ABC-Ana­ly­se: Hier­bei soll­ten Sie Ihre Pro­duk­te nach ihrer Umsatz­be­deu­tung klas­si­fi­zie­ren. Wäh­rend A‑Artikel mit hoher Nach­fra­ge stets ver­füg­bar sein soll­ten, erfor­dern B- und C‑Artikel hin­ge­gen eine prä­zi­se­re Bedarfsplanung.

Bedarfs­pro­gno­sen: Nut­zen Sie daher his­to­ri­sche Ver­kaufs­da­ten, sai­so­na­le Trends und aktu­el­le Markt­ent­wick­lun­gen für prä­zi­se Vor­her­sa­gen. Moder­ne Tools mit KI-Unter­stüt­zung kön­nen außer­dem Mus­ter erken­nen, die für das mensch­li­che Auge oft ver­bor­gen bleiben.

Just-in-Time-Beschaf­fung: Die­ser Ansatz mini­miert zwar Lager­kos­ten durch bedarfs­ge­rech­te Bestel­lung, erfor­dert jedoch eine enge Zusam­men­ar­beit mit Lie­fe­ran­ten sowie fle­xi­ble Logistikketten.

Sicher­heits­be­stän­de: Um sowohl Nach­fra­ge­schwan­kun­gen als auch Lie­fer­ver­zö­ge­run­gen abzu­fe­dern, sind daher ange­mes­se­ne Sicher­heits­be­stän­de unver­zicht­bar – wobei die­se jedoch regel­mä­ßig über­prüft wer­den müssen.

2. Digitalisierung und Automatisierung als Schlüsselfaktoren

Moder­ne Tech­no­lo­gien revo­lu­tio­nie­ren mitt­ler­wei­le die Lager­be­wirt­schaf­tung grundlegend:

Lager­ver­wal­tungs­sys­te­me (LVS): Die­se zen­tra­len Platt­for­men erfas­sen nicht nur alle Lager­be­we­gun­gen in Echt­zeit, son­dern erleich­tern auch die Bestands­kon­trol­le und mini­mie­ren zudem Feh­ler durch aus­sa­ge­kräf­ti­ge Analysen.

Auto­ma­ti­sier­te Lager­tech­nik: Sowohl fah­rer­lo­se Trans­port­sys­te­me (FTS) als auch auto­ma­ti­sche Kom­mis­sio­nier­ro­bo­ter redu­zie­ren mensch­li­che Feh­ler und stei­gern dar­über hin­aus Geschwin­dig­keit und Präzision.

IoT (Inter­net of Things): Sen­so­ren ermög­li­chen einer­seits Echt­zeit­über­wa­chung der Bestän­de und kön­nen ande­rer­seits pro­ak­tiv Nach­be­stel­lun­gen aus­lö­sen oder früh­zei­tig auf Eng­päs­se hinweisen.

Künst­li­che Intel­li­genz: KI-basier­te Sys­te­me ana­ly­sie­ren nicht nur gro­ße Daten­men­gen, son­dern iden­ti­fi­zie­ren auch Opti­mie­rungs­po­ten­zia­le bei Lager­lay­outs, Nach­fra­ge­pro­gno­sen und Lagerplatznutzung.

Cloud-Lösun­gen: Mit Cloud-basier­ten Sys­te­men haben Unter­neh­men nicht nur stand­ort­un­ab­hän­gi­gen Zugriff auf ihre Daten, son­dern kön­nen dadurch auch die standort­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit vereinfachen.

Vir­tu­el­le und erwei­ter­te Rea­li­tät (VR/AR): Die­se Tech­no­lo­gien hel­fen sowohl bei der Simu­la­ti­on von Lager­lay­outs als auch bei der Schu­lung von Per­so­nal in neu­en Prozessen.

3. Nachhaltigkeit in der Lagerbewirtschaftung

“Lager” von Tiger Lily on Pexels.com

Nach­hal­tig­keit ist nicht nur eine gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung, son­dern bie­tet gleich­zei­tig auch Kostensenkungspotenziale:

Ener­gie­ef­fi­zi­en­te Lager­tech­nik: Sowohl LED-Beleuch­tung als auch moder­ne Heizungs‑, Kühl- und Belüf­tungs­sys­te­me redu­zie­ren den Ener­gie­ver­brauch und sen­ken folg­lich den CO2-Ausstoß.

Opti­mier­te Lie­fer­we­ge: Eine durch­dach­te Inte­gra­ti­on von Lager- und Trans­port­lo­gis­tik ver­kürzt einer­seits Trans­port­we­ge und mini­miert ande­rer­seits Umweltbelastungen.

Papier­lo­se Pro­zes­se: Die Digi­ta­li­sie­rung von Doku­men­ta­tio­nen und Lager­lis­ten schont nicht nur Res­sour­cen, son­dern erhöht gleich­zei­tig auch die Effizienz.

Recy­cling und Wie­der­ver­wen­dung: Sowohl wie­der­ver­wend­ba­re Ver­pa­ckungs­ma­te­ria­li­en als auch das Recy­cling von Retou­ren tra­gen zu einer nach­hal­ti­ge­ren Lager­be­wirt­schaf­tung bei.

Kreis­lauf­wirt­schaft: Die Inte­gra­ti­on unver­kauf­ter Pro­duk­te und Mate­ri­al­res­te in neue Waren redu­ziert somit Abfall und opti­miert dadurch den Materialeinsatz.

4. Kostenfallen vermeiden durch effektives Controlling

Con­trol­ling
by Moha­med ham­di on Pexels.com

Ein stra­te­gi­sches Con­trol­ling der Lager­kos­ten ist daher unerlässlich:

Kenn­zah­len fest­le­gen: Die Über­wa­chung rele­van­ter KPIs wie bei­spiels­wei­se Lager­um­schlags­häu­fig­keit oder Lager­kos­ten­quo­te gibt einer­seits Ein­blick in die Effi­zi­enz und zeigt ande­rer­seits Optimierungspotenziale.

Vor­aus­schau­en­de Kapa­zi­täts­pla­nung: Die Pro­gno­se der täg­li­chen Aus­las­tung und des Per­so­nal­be­darfs unter­stützt folg­lich eine effi­zi­en­te Ressourcenplanung.

Regel­mä­ßi­ge Inven­tur: Sie hilft nicht nur, Abwei­chun­gen zwi­schen Soll- und Ist-Bestän­den früh­zei­tig zu erken­nen, son­dern ermög­licht es auch, recht­zei­tig gegenzusteuern.

Kos­ten­ana­ly­se: Die detail­lier­te Unter­su­chung von Personal‑, Ener­gie- oder Miet­kos­ten ermög­licht daher eine geziel­te Optimierung.

Bench­mar­king: Der Ver­gleich eige­ner Lager­kenn­zah­len mit Bran­chen­stan­dards unter­stützt folg­lich eine objek­ti­ve Leistungsbewertung.

Auto­ma­ti­sier­tes Report­ing: Moder­ne Sys­te­me erstel­len zwar Berich­te auto­ma­ti­siert, ermög­li­chen dadurch jedoch schnel­le­re Reak­tio­nen auf Abweichungen.

Risi­ko­ana­ly­sen: Die regel­mä­ßi­ge Bewer­tung poten­zi­el­ler Risi­ken wie bei­spiels­wei­se Lie­fer­eng­päs­se stärkt dem­zu­fol­ge die Resi­li­enz der Lieferkette.

5. Mitarbeiterschulung und Change-Management

Tech­no­lo­gien und Pro­zes­se sind jedoch nur so gut wie die Men­schen, die sie nutzen:

Regel­mä­ßi­ge Schu­lun­gen: Sie stel­len einer­seits sicher, dass Mit­ar­bei­ter mit neu­en Tech­no­lo­gien und Pro­zes­sen ver­traut sind, wodurch ande­rer­seits sowohl Pro­duk­ti­vi­tät als auch Arbeits­zu­frie­den­heit gestei­gert werden.

Trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on: Mit­ar­bei­ter soll­ten daher über geplan­te Ver­än­de­run­gen infor­miert und zudem in Ent­schei­dungs­pro­zes­se ein­ge­bun­den werden.

Struk­tu­rier­tes Chan­ge-Manage­ment: Ver­än­de­run­gen in der Lager­be­wirt­schaf­tung müs­sen des­halb sys­te­ma­tisch geplant und umge­setzt werden.

Anreiz­sys­te­me: Beloh­nun­gen für gute Leis­tun­gen oder Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge för­dern nicht nur ein posi­ti­ves Arbeits­kli­ma, son­dern moti­vie­ren auch zur akti­ven Beteiligung.

Fazit

Eine effi­zi­en­te Lager­be­wirt­schaf­tung erfor­dert somit eine aus­ge­wo­ge­ne Kom­bi­na­ti­on aus stra­te­gi­scher Pla­nung, moder­ner Tech­no­lo­gie, nach­hal­ti­gen Ansät­zen und enga­gier­ten Mit­ar­bei­tern. Unter­neh­men, die ihre Lager­pro­zes­se kon­ti­nu­ier­lich opti­mie­ren, sen­ken dadurch nicht nur Kos­ten, son­dern ver­bes­sern gleich­zei­tig auch die Pro­dukt­ver­füg­bar­keit und stär­ken infol­ge­des­sen ihre Wett­be­werbs­po­si­ti­on. Der Jah­res­be­ginn bie­tet daher einen idea­len Zeit­punkt, um Lager­pro­zes­se zu ana­ly­sie­ren und ent­spre­chend anzu­pas­sen. Mit den rich­ti­gen Stra­te­gien wird Ihr Lager folg­lich zu einem ech­ten Erfolgs­fak­tor für Ihr Unternehmen.


Emp­foh­le­ne Literatur:

  • Fashion Logi­stics (eBook): Grund­la­gen über Pro­zes­se und IT ent­lang der Sup­p­ly Chain – ten Hom­pel, Micha­el / Spee, Det­lef / Hüls­mann, Ste­phan / Hoyn­dorff, Kars­ten (Fraun­ho­fer) – ISBN: 978–3944281308
  • Bestands­ma­nage­ment – ein ange­wand­ter Ansatz: Samm­lung zu Theo­rie und Pra­xis – Josi­nal­do Dias – ISBN: 978–6203933055
  • Betriebs­wirt­schaft­li­che Kenn­zah­len und Kenn­zah­len-Sys­te­me. (Edi­ti­on Manage­ment) – Claus Mey­er – ISBN: 978–3896735997
  • Funk­ti­ons­re­fe­renz­mo­dell für ERP-Soft­ware: Teil 1: Lager­ver­wal­tung – Ali­na Hert – ISBN: 978–3757812119