Die rasant gestiegenen Zinsen, hohe Warenrücknahmen aus dem Handel und drohende bzw. bereits erfolgte Pleiten von Kunden und Lieferanten erfordern ein besonderes Augenmerk auf die finanzielle Stabilität des eigenen Unternehmens. Durch die richtige Balance zwischen Forderungen, Lagerbeständen und Verbindlichkeiten sowie die Anwendung effektiver Managementstrategien verbessert sich die Widerstandsfähigkeit Ihres Unternehmens gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen. In unserem Artikel stellen wir Ihnen die wichtigsten Aspekte des Working-Capital-Managements noch einmal vor, einschließlich der Formeln zur Berechnung der relevanten Kennzahlen.
Inhaltsübersicht:
1. Einleitung
Das Working-Capital-Management ist für jedes Unternehmen von entscheidender Bedeutung, da es die effiziente Verwaltung liquider Mittel und kurzfristiger Vermögenswerte sowie kurzfristiger Verbindlichkeiten umfasst. Ein effektives Management dieser Elemente ist der Schlüssel zur Sicherung der eigenen Liquidität und zur Vorbereitung auf Wachstum und Expansion.
In diesem Artikel werden die wichtigsten Aspekte des Working-Capital-Managements vorgestellt, einschließlich relevanter Formeln zur Berechnung der Kennzahlen.
2. Bedeutung des Working-Capital-Managements
Das Working Capital bildet das finanzielle Rückgrat eines Unternehmens, indem es laufende Geschäftsaktivitäten finanziert, Lieferanten bezahlt und finanzielle Engpässe abfängt. Ein optimales Working-Capital-Management maximiert die Liquidität, steigert die Betriebseffizienz und verbessert die Rentabilität.
Ein wesentlicher Stellhebel ist dabei die Reduzierung der Finanzierungsdauer. Je schneller das eingesetzte Kapital wieder im Unternehmen verfügbar ist, desto geringer ist der gesamte Kapitalbedarf.
3. Die Komponenten des Working Capitals
Das Working Capital setzt sich aus den Vorräten (Inventory), den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (Accounts Receivable) und den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Accounts Payable) zusammen.
1. Vorräte (Inventory)
Die Lagerbestände müssen so optimiert werden, dass sie den laufenden Bedarf des Unternehmens decken, ohne unnötige Kosten zu verursachen. Ein zu hoher Lagerbestand bindet Kapital, während ein zu niedriger Bestand zu Lieferengpässen führen kann. Eine genaue Bedarfsanalyse und ein effizientes Bestandsmanagement sind entscheidend.
Die durchschnittliche Lagerdauer zeigt an, wie lange ein Unternehmen im Durchschnitt benötigt, um seine Lagerbestände zu verkaufen. Sie wird ebenfalls in Tagen gemessen und kann mit dieser Formel berechnet werden:
In unserer Branche sind die Warenvorräte und die durch sie verursachten Lagerkosten von herausragender Bedeutung:
Neben den größten Kostenblöcken
- Finanzierung und
- Abschriften
gibt es eine Reihe weiterer Belastungen, die durch Vorräte verursacht werden.
2. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (Accounts Receivable)
Effektives Kredit-Management und die Minimierung von ausstehenden Zahlungen sind entscheidend, um den Cashflow zu erhalten. Sie sollten ihre Kreditrichtlinien überprüfen und sicherstellen, dass Kunden pünktlich bezahlen, um das Risiko von Zahlungsausfällen zu reduzieren.
Die durchschnittliche Forderungsdauer gibt an, wie lange es im Durchschnitt dauert, bis Ihre ausstehenden Forderungen beglichen werden. Sie wird in Tagen gemessen und kann wie folgt berechnet werden:
3. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Accounts Payable)
Die Verbindlichkeiten sollten so verwaltet werden, dass sie innerhalb der vereinbarten Zahlungsfristen beglichen werden, um Strafzahlungen zu vermeiden, gleichzeitig aber auch das Unternehmen nicht in finanzielle Engpässe gerät.
Die durchschnittliche Verbindlichkeitsdauer gibt an, wie lange ein Unternehmen im Durchschnitt benötigt, um seine Verbindlichkeiten zu begleichen. Auch sie wird in Tagen gemessen und kann mit folgender Formel berechnet werden:
4. Methoden des Working-Capital-Managements
Effizientes Working-Capital-Management erfordert strategische Ansätze:
- Striktes Forderungsmanagement: Regelmäßige Überprüfung der ausstehenden Rechnungen, frühzeitige Mahnungen und ggf. die Zusammenarbeit mit professionelle Inkassodiensten beschleunigen den Zahlungseingang.
Eine Forderungsstrukturanalyse bringt evtl. Überraschungen zu Tage: gibt es Kunden, mit einer „Stammvaluta“? Werden alle Kunden regelmäßig gemahnt? Wer zieht Skonto, obwohl er regelmäßig die Zahlungsziele überschreitet? - Effizientes Lagermanagement: Verkürzte Durchlaufzeiten, Eliminierung von Slow-Sellern, Optimierung von Depot-Modellen, Kündigung von Endlager- und Retourenvereinbarungen etc. optimieren Lagerbestände und senken Kosten.
- Optimierung der Lieferantenbeziehungen: Verhandlungen über bessere Zahlungsbedingungen und längere Zahlungsziele oder die Einführung von Konsignationsmodellen können finanzielle Vorteile bringen.
- Cashflow-Prognosen und ‑Überwachung: Regelmäßige Prognosen und Überwachung helfen, Engpässe zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. (z.B. mit der „13-Wochen-Rolling-Cashflow-Prognose“ )
5. Excel-Datei zum Working Capital Management
Wir stellen Ihnen einen Working-Capital-Rechner im Excel-Format zur Verfügung, mit dessen Hilfe Sie die Kennzahlen Ihres eigenen Unternehmens ermitteln können. Die Datei ist mit Musterdaten gefüllt. Mit der Eingabe einiger weniger Werte aus Ihrer GuV und Bilanz werden Ihre Daten ermittelt und graphisch dargestellt.
Download der Excel-Vorlage zum WCM
6. Fazit
Ein optimales Working-Capital-Management ist unerlässlich für einen langfristigen Unternehmenserfolg und kann den Unterschied zwischen einem finanziell gesunden Unternehmen und einem Unternehmen in Schwierigkeiten ausmachen. Durch die richtige Balance zwischen Forderungen, Lagerbeständen und Verbindlichkeiten sowie die Anwendung effektiver Managementstrategien können Unternehmen ihre Liquidität sichern und gleichzeitig ihre Rentabilität steigern.
Die verbesserte Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen ist dabei in schwierigen Zeiten nicht zuletzt zu nennen.