Ein „#Retourensohn“ ist ein Onlineshopper, der die kostenlose Rücksendemöglichkeit bei Online-Bestellungen schamlos ausnutzt. – Sprachnudel
Es gibt seit Mitte Dezember 2019 eine laufende Greenpeace-Aktion/Petition #Retourensohn zum Thema Nachhaltigkeit im eCommerce.
Das Thema „Retouren“ ist für Online-Shops immer brandaktuell und wird z.B. gerade wieder in der Wirtschaftswoche als “Retourenwahn” mit der Diskussion zu Retourengebühren für Kunden behandelt. Der “Rücksendewahn” wurde dort bereits 2015 thematisiert. Gebessert hat sich seither nichts.
Die Webseite retourensohn.de von Michael Atug fordert Kunden und Händler zu einem nachhaltigem Denken und Handeln auf.
Mit dem hier vorgestellten Excelrechner „#Retourensohn“ können Sie zwar keine CO2-Bilanz erstellen, aber als Händler die wirtschaftlichen Auswirkungen der Retouren auf das eigene Geschäft bewerten.
Inhaltsübersicht:
Ergebnisrechnung Webshop
Wie wirkt es sich auf Ihren Ertrag aus, dass manche Kunden die kostenlose Rücksendemöglichkeit schamlos ausnutzen? Berücksichtigen Sie
- die Retourenquote,
- die Aufbereitungskosten,
- nicht mehr verwendbare Waren,
- die Restevermarktung etc.
in Ihrer Ergebnisbetrachtung?
Sie können die Eckdaten Ihres Unternehmens in den Excelrechner einsetzen und sich die Auswirkungen vor Augen führen. „Spielen“ Sie mit den Daten, um sich die Effekte klar zu machen. Manchmal kann eine um 5% geringere Retourenquote den schlussendlichen Ertrag verdoppeln!
Ausgangsparameter für den #Retourensohn – Rechner
Tragen Sie in die farbig hinterlegten Felder die Werte Ihres Unternehmens ein und schauen Sie dann unten, wie sich das zunächst “schöne Ergebnis” durch Retouren, Aufbereitungskosten, Wertverluste und Restevermarktung aufzehrt.
Setzen Sie unterschiedliche Retourenquoten ein, und erkennen Sie, welchen ungeheuren Einfluss diese Kennzahl auf das Gesamtergebnis hat. 5% weniger können das Ergebnis verdoppeln!
Retourenarten in Abhängigkeit des Warenzustands:
Quelle: Asdecker, B. (2020) http://www.retourenforschung.de/lexikon.html, Abruf am: 29.01.2020
A‑Retoure: A‑Retouren sind Rücksendungen, die keinerlei Beschädigungen aufweisen. Folglich erlaubt die Beschaffenheit einen direkten Wiederverkauf des Produkts ohne weitere Arbeitsschritte.
B‑Retoure: Bei B‑Retouren sind vor dem erneuten Verkauf des Produkts kleinere Ausbesserungen und Korrekturen (z.B. Austausch der Verpackung oder kleinere Reinigungsschritte) notwendig, um zu verhindern, dass der Kunde die erneut abgesetzte Ware als Retoure erkennt.
C‑Retoure: C‑Retouren lassen sich nicht mehr mit einem betriebswirtschaftlich vertretbaren Aufwand in einen für den primären Distributionskanal akzeptablen Zustand versetzen. Sie werden deshalb entweder einem Sekundärmarkt (z.B. Osteuropa, Afrika) zugeführt oder paket-/paletten-/containerweise an industrielle Verwerter verkauft.
D‑Retoure: D‑Retouren lassen sich aufgrund der mangelhaften Produktbeschaffenheit nicht mehr wirtschaftlich auf Sekundärmärkten abgesetzen. Die am häufigsten gewählte Verwertungsalternative ist deshalb die Entsorgung.
Retouren nach dem Verkauf der gesamten Menge
Das Ergebnis nach einem Verkauf Ihrer gesamten Menge sieht zunächst bestens aus. Eine Marge von 35,1 % ist “ordentlich”. Aufgrund der Retouren haben Sie dennoch wieder einen Lagerbestand zur Vermarktung. Die Kosten der Retouren reduzieren das Ergebnis ganz erheblich.
A‑Retouren fließen wieder ans Lager. Der hier entstehende Aufwand wird als “Normalfall” im Retourenkostensatz abgebildet: Rückporto, Warenannahme, Sortieren, Einlagern etc.
B‑Retouren verursachen zusätzlich einen Wertverlust. Sie müssen überarbeitet werden. Also z.B. gereinigt, neu verpackt, neu etikettiert etc. Oder sie werden nur mit einem Preisabschlag zu vermarkten sein (z.B. “Warehouse-Deals”)
Dieser Aufwand bzw. Preisnachlass wird im Rechner als “Wertverlust” ausgewiesen.
Für den regulären Verkauf nicht mehr verwendbare C‑Retouren müssen Sie als “2. Wahl” an Aufkäufer/Restpostenhändler vermarkten.
Anfallende D‑Retouren können Sie nur noch verramschen, verschenken oder gar vernichten. Das würde das Ergebnis noch weiter verschlechtern. Das wurde hier nicht separat berücksichtigt, sondern ist im durchschnittlichen “Verwerterentgelt” enthalten.
Empfehlung zu eCommerce und Online-Handel*
Retouren nach dem zweiten Verkauf
In der zweiten Runde – die Verkäufe lassen sich zeitlich natürlich nicht so klar trennen – vermarkten Sie die wieder am Lager befindlichen 427 Teile. Nach der zweiten Verkaufsrunde ist die Saison beendet.
Den Restbestand “entsorgen” Sie über einen Aufkäufer zu kleinen Preisen.
Sind Sie mit dem erzielten Deckungsbeitrag zufrieden?
Sie müssen davon noch weitere Kosten tragen. Denken Sie an Verwaltung, Vertrieb, Entwicklung, Zinsen, Forderungsausfälle etc.
Und ein Gewinn soll ja auch noch bleiben!
#Retourensohn – Ergebnisrechner Webshop
Der nachfolgende Excel-Rechner wurde mit Eckdaten des “Retourentacho” der Uni Bamberg gefüttert.
Dort werden in einer Enzyklopädie die wichtigsten Begriffe zum Retourenmanagement erläutert.
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Retouren-Schwindel bei Zalando: Wird zurückgeschickte Kleidung vernichtet?
Der Versandhändler Zalando wirbt damit, 97 Prozent der Retouren wieder zu verkaufen. Doch zwei SWR-Journalistinnen haben herausgefunden: So ganz stimmt das nicht. Was mit den Massen an Retouren von Zalando, Amazon, AboutYou und H&M wirklich passiert.
Jedes zweite Produkt kehrt zum Online-Versandhändler zurück.
Ex-Mitarbeiter behaupten, dass circa 20 bis 30 Prozent der Retouren aus dem Versand-Kreislauf genommen werden und viele Artikel im Müll landen.
https://www.chip.de/news/Retouren-Schwindel-bei-Zalando_184703871.html