LUG (und Trug) bei der Bestandsanalyse

LagerkennzahlenBei der Ana­ly­se der vor­han­de­nen bzw. der zu steu­ern­den Bestän­de wer­den in der Pra­xis eine gan­ze Rei­he von Kenn­zah­len ange­wen­det. Aber nicht jede Kenn­zahl ist für jede Situa­ti­on und Auf­ga­ben­stel­lung gleich gut geeig­net. Betrach­ten Sie die kurz­fris­ti­ge Sor­ti­ments­steue­rung oder die eher lang­fris­ti­ge Sortiments­strategie? Die Lagerum­schlags­geschwindigkeit (LUG) hat bei der wöchent­li­chen Sortiments­optimierung und der Ermitt­lung von Umla­ge­rungs­vor­schlä­gen etc. nur gerin­ge Aussage­kraft. Noch schlim­mer: sie führt zu fal­schen Ent­schei­dun­gen! Die nach­fol­gen­den For­meln und Bei­spiel­be­rech­nun­gen ver­hel­fen Ihnen zu mehr Durch­blick und (hof­fent­lich) gerin­ge­ren Bestän­den und Abschriften.

Lagerbestände

Die sim­pels­te Form der Bestands­kon­trol­le ist die Durch­schnitt­bil­dung über die jewei­li­gen Bestän­de zum Jah­res­en­de bzw. ‑anfang: Die Bestän­de vom Vor­jah­res­en­de wer­den mit denen vom Ende des letz­ten Jah­res gemittelt.
Legen Sie fest, mit wel­chen Wer­ten Sie rech­nen wol­len: Unter­schei­den Sie zwi­schen Bestän­den bewer­tet zu Ein­stands­kos­ten und Bestän­den bewer­tet zu Verkaufspreisen.

Eine aus­sa­ge­fä­hi­ge­re Betrach­tung ergibt sich aus der Dar­stel­lung der monat­li­chen Endbestände:

 

Lagerumschlaggeschwindigkeit (LUG)

Über die Lager­um­schlag­ge­schwin­dig­keit (LUG) erfolgt die Ver­knüp­fung der erziel­ten Umsät­ze mit den vor­han­de­nen Bestän­den. Ein häu­fi­ger Feh­ler ist es, dass die Umsät­ze laut Kas­se genom­men wer­den, also incl. der Mehr­wert­steu­er. Dies führt zu Ver­zer­run­gen, da die Bestän­de net­to geführt werden.
Die Fra­ge­stel­lung lau­tet: „Wie oft wer­den die durch­schnitt­lich vor­han­de­nen Waren­bestände pro Jahr verkauft?“

 

Ø‑Lagerdauer in Tagen

Wenn Sie wis­sen wol­len, wie lan­ge die Ware vom Waren­ein­gang bis zum Ver­kauf durch­schnitt­lich im Bestand ist, ermit­teln Sie die durch­schnitt­li­che Lager­dau­er in Tagen:

 

Im Ver­gleich zur rela­tiv abs­trak­ten Kenn­zahl LUG sind die Lager­dau­ern in Tagen meist grif­fi­ger und ver­ständ­li­cher. Im fol­gen­den Ver­gleich sind jeweils die glei­chen Lager­situationen ein­mal als LUG und ein­mal in Tagen angegeben:

Ø‑Lagerdauer (Tage) 60 80 100 120 150 180
LUG (mal pro Jahr) 6,00 4,50 3,60 3,00 2,40 2,00

Pro­ble­ma­tisch ist aller­dings, dass Sie bei LUG und der Ø‑Lagerdauer mit Jah­res­wer­ten arbei­ten. Die LUG reagiert daher nur sehr lang­sam auf Ver­än­de­run­gen. Für ope­ra­tiv not­wen­di­ge Ent­schei­dun­gen lie­fert sie kei­ne aussage­kräftigen Werte.

Die­ses Man­ko kön­nen Sie durch die Betrach­tung der Reich­wei­te beheben.

Reichweite

Die Fra­ge­stel­lung bei der Ermitt­lung der Reich­wei­te lau­tet: „Wie lan­ge reicht der aktu­el­le Bestand, wenn wir die glei­chen Umsät­ze wie im Vor­mo­nat erlösen?“

 

Ein Monat ist Ihnen für die Steue­rung zu lang? Dann rech­nen Sie doch von Woche zu Woche:

 

Abverkaufsquote

Die Betrach­tung, der im Zeit­raum abge­flos­se­nen Ware kann ent­we­der auf Stück­zahl- oder auf Wert­ba­sis erfolgen.

 

Man­ko: die Abver­kaufs­quo­te beinhal­tet kei­ne zeit­li­che Kom­po­nen­te. Sie müs­sen also wei­te­re Kenn­zah­len für Ihre Ana­ly­sen heranziehen.

Fazit

Die Lager­si­tua­ti­on kann über eine Anzahl unter­schied­li­cher Kenn­zah­len beur­teilt wer­den. Sie sind die ers­te Grund­la­ge für die Gestal­tung der Lager­po­li­tik. Ziel ist es, das in die Waren­vor­rä­te inves­tier­te Kapi­tal gezielt und spar­sam zum Zwe­cke eines opti­ma­len Umsat­zes ein­ge­setzt wird. Eine zen­tra­le Rol­le nimmt hier­bei die Lager­um­schlags­ge­schwin­dig­keit ein.
Für die kurz­fris­ti­ge Sor­ti­ments­steue­rung ist die­se Kenn­zahl aller­dings zu schwer­fäl­lig. Hier sind die Abver­kaufs­quo­te und die Reich­wei­te vorzuziehen.

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